Am Mittwochabend eröffnete im Rahmen der singuhr projekte Raul Keller als zweite Residenzkünstler 2014 seine Installation moondur / shifter im Kunsthaus Meinblau. Mit gewohntem Andrang und Interesse war es eigentlich kaum möglich die Arbeit von Raul Keller zu entdecken, zwischen Gesprächen und einer gewissen Ausdauer bot sich dann doch die eine oder andere Möglichkeit die Installation in ihrer Gänze wahrzunehmen. Zu Beginn fällt auf, dass die Arbeit den ganzen Raum in seiner Vertikalen durchzieht – kurz unter dem gläsernen Dachfenster anfangend bis knapp über dem Fußboden schwebend. Zwei tiefschwarze, unruhig vibrierende Formen (Rechteck und Kreis) hängen im Raum untereinander, so als ob Letztes sich aus dem Grund des Rechtecks herausgelöst hat. Die Dynamik dieser Bewegung sowie ihre figurative Transformation scheint in den Dreiecke bildenden Linien der Seile dokumentiert. Überzogen mit einer merkwürdig schwarz schimmernden Farbe werden die beiden Formen durch tieffrequente Klänge in Bewegung gesetzt, sodass eine gewisse Unruhe im Visuellen sowie Auditiven der Installation ihre Grundstimmung gibt. Die tief wabernden, nahe an der Hörschwelle wahrnehmbaren Klänge füllen den kompletten Raum. Charakter bekommt diese eher undefinierte Situation durch Knacken und mittel- bis hochfrequent körniges Rauschen, die aus einer Feedbackschleife generiert werden. Interessant ist vor allem zu beobachten, wie Klang und Visualität bzw. Materialität sich gegenseitig bedingen. Erst die schweren, tiefen Klangwellen versetzen die dunklen, aufgrund der dicken Farbe eher unflexiblen Membranen in Schwingung. Das statisch, undefinierte Schwarz wird zu einem schimmernden, changierenden Ton, der die Installation im Raum scheinbar über dem Boden schweben lässt. Die gesamte Last des Materials wird durch den kraftvollen Klang in der Tiefe vor dem Aufprall bewahrt. In den Höhe tritt die Bewegung durch das indirekte Tageslicht für viele Perspektiven gleichmäßig zum Vorschein. Ohne konkrete Konturen scheint sich auf vielfältige Weise ein erratischer Monolith abzuzeichnen, der auf merkwürdig audiovisuelle Art und Weise mitten im Raum schwebt. Es lohnt sich unbedingt etwas Zeit vor Ort zu verbringen und möglichst viele Positionen einzunehmen, um die Transformationen der Formen zu beobachten, der raumspezifischen Klanggestaltung an den unterschiedlichen Orten zu lauschen und damit einen sich immer wieder aktualisierenden Blick zu erhalten, der zwischen Dynamik und Statik umherirrt.
singuhr — projekte im Kunsthaus Meinblau Auf dem Pfefferberg, Haus 5 Christinenstr. 18-19 10119 Berlin Öffnungszeiten (7.8. -31.8.2014): Dienstag – Sonntag 14 – 19 Uhr
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